Pressemitteilung
Gericht stimmt Insolvenzplan der Ergocast Guss zu
– Gießerei unmittelbar vor Abschluss des Insolvenzverfahrens – Beschluss wird nach Ablauf der Einwendungsfrist von 14 Tagen rechtsgültig – Umsetzung des Insolvenzplans ermöglicht Neustart –
Jünkerath / Bitburg, 11.06.19. Die Gläubiger der Ergocast Guss GmbH haben auf dem vom Amtsgericht Bitburg anberaumten Erörterungs- und Berichtstermin dem Insolvenzplan einstimmig zugestimmt. Auf dieser Grundlage hat das Gericht mit Beschluss vom 07. Juni 2019 den Insolvenzplan bestätigt und somit der Eisengießerei den Weg aus der Insolvenz geebnet. Der Beschluss des Amtsgerichts steht noch unter dem Vorbehalt der zweiwöchigen Frist bis zu der Gläubiger Rechtsmittel einlegen können. Sofern bis zum 21. Juni 2019 Gläubiger keine rechtlichen Einwände erheben, wird der Beschluss des Amtsgerichts rechtskräftig. In dem Fall kann die auf Maschinen- und Handformguss spezialisierte Gießerei mit Sitz in Jünkerath in der Eifel das Insolvenzverfahren zum 30. Juni 2019 beenden. Zuvor hatte bereits der Gläubigerausschuss dem Insolvenzplan ebenso einstimmig zugestimmt. „Wir sind auf der Zielgeraden und gehen davon aus, dass auf den letzten Metern keine Rechtsmittel mehr gegen den Insolvenzplan eingereicht werden“, sagt Rechtsanwalt Jörg A. Wunderlich, Sachwalter von Ergocast Guss.
Sanierung durch Insolvenzplan
„Sobald der Insolvenzplan rechtskräftig ist, kann die Ergocast Guss durchstarten, denn wir haben seit dem Antrag auf Eigenverwaltung die Restrukturierungsmaßnahmen entschlossen umgesetzt und das Unternehmen für die Zukunft robust und solide aufgestellt“, sagt Geschäftsführer Dr. Karl Andermahr, der gemeinsam mit seinem Geschäftsführerkollegen Norbert Lüling die Sanierung vorangetrieben hat. Die erfolgreiche Restrukturierung fußt auf einen zugeschnittenen Insolvenzplan, den Rechtsanwalt Dr. Jens M. Schmidt von der Kanzlei Runkel Schneider Weber Rechtsanwälte gemeinsam mit der Unternehmensberatung Mentor AG erstellt hatte. Der Insolvenzplan sieht eine Reihe von aufeinander abgestimmten Maßnahmen vor, die in der Summe optimal greifen und Ergocast Guss in einem hoch kompetitiven Marktumfeld wieder wettbewerbsfähig aufstellen. So wurden mit allen Kunden erfolgreich individuelle Absprachen zu Preisanpassungen geführt. Zudem wurde die Produktpalette stärker nach wirtschaftlichen Aspekten bereinigt, angepasst und Verlustbringer konsequent aussortiert.
Sozialverträglicher Personalabbau
Um das Unternehmen nach der Restrukturierung auch personell neu auszurichten, war ein sozialverträglicher Personalabbau leider unvermeidbar. Mit dem Betriebsrat hat die Geschäftsleitung umgehend Gespräche über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan geführt. Die geschlossene Vereinbarung sieht die Bildung einer Transfergesellschaft zum 1. April 2019 vor, in der Mitarbeiter auf den Übergang in neue Arbeitsverhältnisse vorbereitet und an mögliche neue Arbeitgeber vermittelt werden. Bei den rund 200 Mitarbeitern gab es insgesamt einen Personalabbau von etwa 40 Mitarbeitern. Während 31 Mitarbeiter in die Transfergesellschaft übergingen, wurden lediglich 8 Kündigungen ausgesprochen und ein Aufhebungsvertrag vereinbart. Der Personalabbau ist nach Bildung der Transfergesellschaft bereits zum 1. April 2019 erfolgt und abgeschlossen.
Belegschaft hat Sanierungsbeitrag geleistet
Außerdem hat die Geschäftsleitung für die Ergocast Service, eine 100 prozentige Tochtergesellschaft der Ergocast Guss, eine Betriebsvereinbarung unter Mitwirkung der IG Metall unterschrieben, sodass nun der Betriebsrat den 60 Beschäftigten der Ergocast Service ebenfalls als Ansprechpartner zur Verfügung steht. „Unser besonderer Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Ergocast in der schwierigen Phase unterstützt und damit einen wesentlichen Teil zu der Gesundung beigetragen haben. Und auch die IG Metall hat nach intensiven, aber immer sehr fairen und konstruktiven Gesprächen den Durchbruch für eine Zukunftslösung ermöglicht“, sagt Geschäftsführer Andermahr.
Fortführungslösung in strukturschwacher Region
Bei der Zukunftslösung für das Gießerei-Traditionsunternehmen ging es auch um den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze in einer strukturschwachen Region. Die Belegschaft und der Betriebsrat haben hierzu maßgeblich mit beigetragen. Zudem wurden bei den Gesprächen mit der IG Metall auch neue Ergänzungstarifverträge abgeschlossen, bei denen die Mitarbeiter dem Unternehmen sehr entgegenkommen und bereit sind, gewisse Mehrstunden ohne Bezahlung zu leisten.
Letztlich haben auch die Gesellschafter ihren Sanierungsbeitrag geleistet, damit der Neubeginn von Ergocast Guss gelingen kann. Mit profitablen Produkten und einer angepassten Kostenstruktur ist die Gießerei für die Zukunft gut gerüstet. Wenn nun bis zum 30 Juni 2019 keine Einwände bei Gericht eingehen, wird Ergocast Guss die Insolvenz verlassen und neu durchstarten.
Harter Wettbewerb und ruinöser Preisverfall
Vor dem Insolvenzantrag hatte der stark rückläufige Bedarf an Gussteilen für Gas- und Dampfturbinen bei der Ergocast Guss zu einem Ergebniseinbruch geführt. Zwar war es dem Management in den vergangenen Jahren gelungen, neue Aufträge für Gussteile zu akquirieren, aber der hohe Wettbewerb unter den Gießereien und die großen Überkapazitäten führten zu einem ruinösen Preisverfall. Hinzu kamen erhebliche Preissteigerungen beim Einkauf von Rohmaterial, sodass Ergocast Guss in eine wirtschaftliche Schieflage geriet. Die seit drei Jahren rückläufige Entwicklung auf dem Kraftwerksmarkt zwang die Jünkerather Eisengießerei schließlich einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung zu stellen, um sich durch eine Restrukturierung im Zuge der Umsetzung eines Insolvenzplans neu aufzustellen.
Über die Ergocast Guss GmbH
Seit nun 330 Jahren ist die traditionsreiche Gießerei Ergocast Guss GmbH aus Jünkerath (Eifel) in der Eisen- und Stahlindustrie tätig. Europa- bzw. weltweit operierend, beliefert Ergocast vor allem Energieunternehmen, Nutzfahrzeughersteller und die Schiffbauindustrie. Das Unternehmen gliedert sich in zwei wesentliche Produktionsbereiche, dem Maschinen- und Handformguss. Jährlich werden insgesamt 17.000 Tonnen Gussteile ausgeliefert – fast ein Drittel der Produktion wird exportiert. Zu den Branchen des Unternehmens gehören unter anderem die Energieerzeugung, Verdichter und Kompressoren sowie die hydraulische und mechanische Antriebstechnik. Die Gießerei beschäftigt gemeinsam mit der Ergocast Service rund 200 Mitarbeiter. Produziert wird ausschließlich am Standort Jünkerath. Der erwirtschaftete Umsatz liegt insgesamt bei über EUR 30 Mio. Weitere Informationen unter: www.ergocast-guss.de
Über Dr. Ing. Karl Andermahr
Nach dem Studium des Maschinenbaus promovierte Karl Andermahr 1991 zum Doktor der Ingenieurswissenschaften und ist seit Juli 2018 Mitglied der Geschäftsführung bei der Ergocast Guss GmbH. Unter anderem verfügt er in den Bereichen Produktmanagement, insolvenznahem Krisenmanagement und der Unternehmensberatung über eine langjährige auch internationale Expertise und wird oft als erfahrener Interimsmanager in Change-Prozessen eingesetzt.
Über Rechtsanwalt Jörg A. Wunderlich
Rechtsanwalt Jörg A. Wunderlich von der Kanzlei Wunderlich, van der Sanden, Wolf und Sienkiewicz ist Spezialist für die Themen Insolvenz und Restrukturierung. Er verfügt über langjährige Erfahrung in der Insolvenzverwaltung und -beratung. Die Kanzlei verfügt über ein effektives und erprobtes Netzwerk u.a. von Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern und Betriebswirten, die unterstützend hinzugezogen werden können. Weitere Informationen unter: www.kanzlei-trier.com
Über Rechtsanwalt Dr. Jens M. Schmidt
Rechtsanwalt Dr. Jens M. Schmidt ist Partner der Sozietät Runkel Schneider Weber (RSW Rechtsanwälte). Die Wuppertaler Kanzlei besteht seit über 80 Jahren und ist schwerpunktmäßig auf dem Gebiet der Sanierungs- und Insolvenzberatung tätig. Neben dem Hauptsitz in Wuppertal verfügt die Kanzlei über Büros in Düsseldorf, Köln, Bonn, Remscheid, Solingen und Herne. Rechtsanwalt Dr. Schmidt wird von den Gerichten regelmäßig zum Insolvenzverwalter und Sachwalter bestellt und ist zudem in der Sanierungsberatung tätig. Weitere Informationen unter: www.rsw-anwaelte.de
Über MENTOR AG
Die MENTOR AG ist eine inhabergeführte Beratungs- und Prüfungsgesellschaft. Seit über 20 Jahren liegen die Tätigkeitsschwerpunkte in den Bereichen Krise, Sanierung und Insolvenz. Neben Prüfungstätigkeiten für Gerichte, Gläubigerausschüsse und Verwalter ist die MENTOR AG in der verfahrensbegleitenden betriebswirtschaftlichen Beratung sowie im Bereich Distressed M&A bundesweit tätig. Weitere Informationen unter: www.mentor.ag
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